TG 377 - 386

Dies sollte die erste Tauchreise werden, bei der auch technisch mit Mischgas getaucht wurde. Im Frühjahr konnte ich ja die Kurse Nitrox **, Tec Basic und Trimix * erfolgreich abschließen und es sollte kommen wie es kommen muss. Es gab die Möglichkeit Adrian, einen guten Freund aus Deutschland, in Norwegen zu besuchen, der dort für ein halbes Jahr auf einer Tauchbasis arbeitet. Und so habe ich mich am frühen Morgen des 19. Juni auf den Weg zu Norwegens längsten und tiefsten Fjord gemacht. Die Anreise zu Land, zu Wasser und in der Luft hat insgesamt 16 Stunden gedauert. Vom Flughafen Stuttgart aus, ging es über Kopenhagen nach Bergen. Mit dem Linienbus fuhr ich dann noch vom Flughafen in die Innenstadt zum Hafen am Fischmarkt, von wo es mit insgesamt zwei Personenfähren direkt an den Kai der Tauchbasis ging den ich etwa um 19 Uhr am Abend erreichte.

Im Gulen Dive Resort (www.gulendiveresort.com) bot sich dann die perfekte Gelegenheit, das gelernte aus den letzten Tauchkursen zu vertiefen. Ich hatte das Glück, das in dieser Woche mit Steffi und Mark noch zwei technische Taucher auf der Basis eingecheckt hatten, die ihre Tauchgänge exakt auf meinem Ausbildungslevel geplant hatten. So habe ich diese Chance genutzt und wir haben im 3er-Team insgesamt 9 gemeinsame Tauchgänge durchgeführt, die drei tiefsten davon mit einem Trimix-Gemisch.

Norwegen allgemein, aber auch speziell die Region um Gulen, ist bekannt für ihre Vielzahl an versunkenen Schiffswracks. Es gibt dort Wracks und Naturtauchplätze in wirklich allen möglichen Tiefen, so dass vom ambitionierten Sporttaucher bis hin zum Full-Trimix-Taucher alle auf ihre Kosten kommen. Das Gulen Dive Resort verfügt über insgesamt 3 Boote für die Taucher. Bei den Basisnahen Tauchplätzen wie z.B. der Trollwall, wird das kleine Motorboot „Pioneer“ genutzt. Das RIB mit dem Namen „Pirat“ bietet Platz für 6 bis 8 Taucher. Bei größeren Gruppen fährt die Yacht „Vikingfjord“ zu den geplanten Tauchspots. Leider hatte diese in unserer Tauchwoche ein technisches Problem, so dass wir nur bei einem Tauchgang  in den komfortablen Genuss der Vikingfjord gekommen sind. In der Regel werden Tagestouren mit 2 Tauchgängen unternommen. Der erste Tauchgang wird dabei etwas tiefer geplant, der zweite Tauchgang erfolgt dann in der Regel an flacheren Spots. Das Team traf sich meistens um 9 Uhr an der Basis, wo dann die am Vortag gemischten Gase analysiert und das Equipment fertig gemacht wurden. Nach der Rückkehr am Nachmittag in der Basis, gab es immer lecker zubereitete Waffeln und der Tauch- und Gasplan wurde für den nächsten Tag erstellt. Der Basisleiter Guido hatte dann immer gute Empfehlungen für eine sinnvolle Gaszusammenstellung und ökonomische Resteverwertung für den nächsten Tag. Das fand ich gerade als Mischgasneuling sehr hilfreich.

Abschließend gibt es nur noch zu sagen, dass ich das Gulen Dive Resort in allen Belangen absolut weiterempfehlen kann. Angefangen von der Organisation der Tauchbasis bis hin zur Auswahl der Tauchplätze und dem ganzen Drumherum gibt es wirklich nichts auszusetzen. Ich denke man wird irgendwann nochmal wiederkommen müssen, um auch noch die anderen Wracks in der Umgebung von Gulen kennen zu lernen.

Nachfolgend gibt es ausführliche Informationen der besuchten Tauchplätze mit den entsprechenden Videos von Mark.

 

KNM Uller

Die Uller war ein Kanonenboot der norwegischen Marine welches 1876 erbaut wurde. Von den Deutschen erbeutet, wurde es als Minenleger gegen die norwegische Kriegsflotte eingesetzt. Die Uller lief am 01.05.1940 auf Grund, eine Bergung durch die herbeigeeilte Tyr war erfolglos und so schlug eine durch einen Fliegerangriff abgeworfene Bombe direkt neben der Bordwand ein. Das Wrack ist 27 m lang und etwa 7 m breit und liegt in einer Tiefe zwischen 50 und 60 m. Eine Boje am Wrack gibt es nicht, deswegen haben wir es von einem markanten Punkt aus mit dem Kompass angetaucht. Als Gas hatte ich ein Trimix 18/37, sowie ein 50er-Nitrox und reinen Sauerstoff zur Deko dabei.

 

 

DS Frankenwald

Insgesamt 3 Tauchgänge haben wir an der DS Frankenwald gemacht die wohl zu den bekanntesten Wracks in Norwegen zählt. Das 1922 in Hamburg erbaute Schiff, ist 1940 wegen falsch gegebenen Informationen von zwei extra an Bord geholten Schiffslotsen auf einen Felsen aufgelaufen und anschließend gesunken. Ein Gericht hat die Lotsen später auch für den Verlust der Frankenwald verantwortlich gemacht und verurteilt. Sie steht aufrecht auf reichlich 40 m tiefen Grund und hat eine Länge von 122 m. Der wunderschön bewachsene Mast in der Mitte des Wracks reicht bis in eine Tiefe von 7 m und eignet sich deswegen hervorragend am Ende des Tauchgangs zum Auftauchen, wie man auch im Video sehen kann.

 

 

MS Ferndale & DS Parat

Gleich 2 Wracks gibt es an diesem Spot zu betauchen. Die Ferndale, 1925 erbaut und über 110 m lang, war im 2. Weltkrieg ein Versorgungsfrachter der Deutschen. Sie ist im Dezember 1944 wegen eines Navigationsfehlers auf einen Felsen aufgelaufen. Das zur Hilfe gerufene Bergeschiff Parat, hatte die Aufgabe die Ferndale wieder fahrbereit zu machen. Das misslang aber, weil die britische Luftwaffe die Aktion entdeckte und anschließend die Schiffe versenkte. Heute liegen beide Wracks in fast derselben Formation, wie sie an der Wasseroberfläche von den Briten abgeschossen wurden. Als erstes sank die 30 m lange Parat, die im Bereich zwischen 45 und 60 m liegt. Die Ferndale liegt links oberhalb der Parat zwischen 7 und 45 m in einem Abstand von nur 2-3 Metern. Für dieses perfekte Tauchgangs-Profil kam wieder ein Tx 18/37 sowie ein 50er und 100er als Dekogas zum Einsatz.

 

 

MS Bandak

Kann ein Schiff eigentlich zweimal sinken? Dem 1892 erbauten Küstenfrachter Bandak ist das tatsächlich passiert. 1947 sank sie das erste Mal im Öresund zwischen Schweden und Dänemark nach einer Kollision mit einem anderen Schiff. Sie konnte aber geborgen, nach Kopenhagen  geschleppt und dort, repariert werden. Ihr Endgültiges Schicksal fand sie dann aber nur zwei Jahre später, am 19. Februar 1949 im Sognefjord. Die Bandak zerschellte nach einem Navigationsfehler des Kapitäns in einem schweren Sturm am Felsen und sank. Das Vorschiff ist daher völlig zerstört, nur das Heck ist noch als solches zu erkennen. Die Möglichkeit an der Bandak zu tauchen, ist sehr vom Wetter abhängig, dafür ist aber die Tiefe zwischen 18 und 30 Metern sehr moderat. In unserem, etwa 45 minütigen Tauchgang, haben wir uns das Wrack ausgiebig angesehen.

 

 

DS Tyrifjord

Die Tyrifjord ist auch ein Opfer des 2. Weltkriegs. Das über 100 m lange Frachtschiff ist am 19. September 1944 ebenfalls einem Luftangriff zum Opfer gefallen und in einer Bucht vor dem alten Hafen des kleinen Örtchen Askvoll gesunken. Sie liegt in einer Tiefe zwischen 27 und 37 m. Ein Highlight ist das noch vollständig erhaltene, hölzerne Steuerrad auf dem Achterschiff.

 

 

MS Solvang

Ein wesentlich weniger geschichtsträchtiges Wrack, ist die MS Solvang. Sie sank erst im Jahre 1991 bei einem Sturm, weil es dem Kapitän nicht gelang, sein Schiff ordnungsgemäß vor Krakhella am Kai zu befestigen. Der kleine, etwa 30 m lange Frachter steht aufrecht auf ebenem Sandgrund in 25 m Tiefe. An der rechten Steuerbordseite des Wracks, fällt der Fjord in Stufen bis in dreistellige Tiefen ab. Am Bug gibt es wieder einen schön bewachsenen Mast, der uns beim Aufstieg bis in eine Tiefe von 8 m begleitete.

 

 

DS Oldenburg

Den anspruchsvollsten Tauchgang machten wir von Land aus an der DS Oldenburg. Das 1914 in Deutschland erbaute Schiff war unter mehreren Namen auf den Meeren dieser Welt unterwegs und hat beide Weltkriege miterlebt. Sie sank am 7. April 1945 nach einem alliierten Luftangriff in einem Seitenarm des Sognjefjords vor dem kleinen Ort Vadheim. Der mit einer Boje markierte Bug des 120 m langen Wracks, befindet sich auf einer Tiefe von 27 m, das Heck auf 75 m. Damit war dieser Tauchgang auch der tiefste den wir in der Woche gemacht hatten. Mehrere Faktoren machen das Tauchen an der Oldenburg sehr Anspruchsvoll. Das Wrack liegt seitlich gekippt auf seiner Steuerbordseite. Aufgrund der Lage des Fjords (Lichteinfall) und viel Süßwassereintrag einer nahegelegenen Flussmündung, ist es bereits ab 30 m relativ Dunkel. Zusätzlich muss man um zum Heck zu gelangen einmal das ganze Wrack passieren was ohne Scooter schon ordentlich Arbeit bedeutet. Im mittleren Teil der Oldenburg gab es zusätzlich, durch Bakterien ausgelösten Wracknebel, so dass sich die Sichtweite schlagartig verschlechterte. Mit einem Tx 17/48 und einem 50er und 100er als Dekogas waren wir nach 65 Minuten wieder aus dem Wasser.

 

 

Trollwall

Den Abschluss machte dann noch ein schöner, tieferer Lufttauchgang mit Adrian an einer der Basis nahe gelegenen Steilwand mit dem Namen Trollwall. Das eigebettete Video von Mark beinhaltet neben Aufnahmen der Trollwall auch Teile vom Gulen Hausriff.